Mercedes-Benz 300 SEL (W 109)

Mercedes AMG 300 SEL 6.8 "Rote Sau" photographed by aRi F.

Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 W 109, damals Autobahn-König und 1971 mit AMG 300 SEL 6.8 „Rote Sau“ zur Legende geworden beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Franchorchamps. Ergebnis mit den damals noch beiden unbekannten Fahrern Clemens Schickentanz und Hans Heyer war ein Klassensieg und Rang Zwei im Gesamtklassement. Gleichzeitig ging mit diesem Sieg einer stark getunten Luxuslimousine der Name AMG um die Welt. Voraus ging ein von Aufrecht und Melcher Leistungsoptimierter Mercedes-Benz 300 SE (W 108) der 1965 bei der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft zehn Mal gewinnt.

Von 0 auf 100 km/h in 6,5 sec.
1969, Original Mercedes 300 SEL 6.3 W 109 Werbung

„Er gehört nämlich zu den wenigen
Autos auf diesem Kontinent, ja sogar
auf der Welt, die Maßstäbe setzen.“
„Lenkrad“ Stuttgart
1971, Mercedes 300 SEL 6.3 W 109 Werbung

Der fliegende Herrensalon
Das erste echte deutsche Supercar war kein Porsche, kein BMW – nicht mal ein brutaler Sportwagen. Sondern eine seidenweiche, extrem komfortable Reiselimousine mit den Fahrleistungen eines überlegenen Gran Turismo: der 1967 erschienene Mercedes-Benz 300 SEL 6.3, dessen Performance mit dem zeitgenössischen 911 S sogar Porsches erste zivile Schnellfahrmaschine deklassierte. Wolfgang Blaube vermittelt, wie sich die kultivierteste Form klassischer automobiler Urgewalt in Aktion anfühlt.
Bremen Classic Motorshow, 20.12.2023, www.youtube.com/watch?v=w7CAx5JxmrI ca. 30 min.

Mercedes-Benz W 109 300 SEL 6.3 Poster by Art Heroes

Der Mercedes-Benz W 109 ist eine Luxuslimousine mit dem Motor M 100, der auch im Pullman W 100 (1964–1981) verbaut wurde, die sich damals aber noch nicht S-Klasse nannte. Dies war im Jahr 1965 der Auftakt des nur in der Langversion gebauten W 109, der unter anderem mit dem leistungsstärksten V8-Motor von üppigen 6,3 Litern mit 184 kW/250 PS ausgestattet wurde. Das maximale Drehmoment belief sich auf beeindruckende 500 Nm bei 2.800 U/min.
Die kleinsten Motorversionen waren der 6-Zylinder Reihenmotor mit 2.8 und 3 Liter, dazu noch zwei weitere V8-Ottomotore mit jeweils 3.5 (147 kW / 200 PS) und 4.5 Liter (146 kW / 198 PS), dazu noch der schon obige beschriebene V8-Ottomotor M 100 mit 250 PS. Somit gab fünf Motorvisionen für den jeweiligen Geschmack und Fahrstil. Ausgestattet durchwegs mit Luftfederung, das elektronisches Einspritzsystem, die Bosch-D-Jetronic, 4-Gang Automatik und nur die Export-Version mit 4.5 Liter für die USA bekam eine 3-Gang Automatik. Die Vorderräder sind einzeln an Doppelquerlenkern mit Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfern und Stabilisator aufgehängt. Die Achse und der Motor sind auf einem Fahrschemel montiert, der hinten über Gummilager und vorn über (die Längskräfte aufnehmende) Blattfedern mit der Karosserie verbunden ist. Hinten ist eine Eingelenk-Pendelachse eingebaut und von Beginn an allen vier Rädern Scheibenbremsen. Das 5-Gang Schaltgetriebe, das es ab 1969 für den 300 SEL (2.8) gab wurde allerdings äußerst selten bestellt.

Mercedes-Benz W 109 300 SEL Poster by Art Heroes

Die für die USA exportierten W 109 mussten der amerikanischen Gesetzgebung wegen mit zwei übereinanderliegenden Rundscheinwerfern (Sealed Beam) angeboten werden. Bei den europäischen Fahrzeuge waren einteilige, runde Scheinwerfer hinter ovalen Streuscheiben in zwei Varianten die Regel. So bot man ab 1969 auch für die W 109 ähnliche Doppelscheinwerfer an, die beim Topmodell 300 SEL 6.3 Serie dann schon Serie waren. Später wurden viele Modelle der Anfangsjahre dann ebenfalls mit den später geläufigen Doppelscheinwerfern umgebaut und ebenfalls wie beim 6.3 auch mit zwei Halogenscheinwerfern neben dem Kühlergrill ausgestattet.

Ansonsten gab es ab Werk nur viertürige Limousinen mit langem Radstand. Es wurden aber auch vereinzelt Cabrios und Landaulets gebaut, u.a. für den Papst Paul VI. Gegen entsprechenden Aufpreis erfüllte Daimler-Benz auch ausgefallene Kundenwünsche.

Mercedes-Benz W 109 300 SEL Poster by Art Heroes

Äußerlich sind die Modelle nur beim 6.3 geringfügig zu unterscheiden. Das sind die breiteren Reifen mit 195–14 oder 205–14 und den H1-Halogen-Doppelscheinwerfern zu erkennen. Dadurch entfielen die Nebelscheinwerfer in der Leuchteinheit. Stattdessen wurden neben dem Kühlergrill separate runde Nebelscheinwerfer angebracht, die wie schon erwähnt fast alle Modelle sich haben anbauen lassen.
Und natürlich gab es auch sehr große Unterschiede beim Preis. Kostete ein W 109 mit 170 PS laut Daimler-Benz Preisliste 20 vom Mai 1968 nur 24.700,- DM, der 6.3 mit 250 PS und ebenfalls mit Stahlschiebedach für 650,- DM ausgestattet schon 35.600, – DM, am Ende der Produktion im Januar 1972 dann schon bei 47.397, – DM.

Mercedes-Benz W 109 300 SEL Poster by Art Heroes

AMG bot dann als Straßenversion noch zwei Tuningstufen mit 290 und 325 PS an. Für den Motorsport gab es noch einige Pferdestärken mehr. Aufgebohrt auf 6834 cm³ gab es den Motor mit Trockensumpfschmierung und 350 bis 360 PS und am Ende der Rennkarriere dann noch mehr Schub mit 428 PS, 620 Nm und 285 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dazu von 0-100 km/h in nur 6,5 s, das war nicht schlecht für ein Leergewicht von 1.635 kg und brachte 1971 den 2. Platz beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Franchorchamps und Gesamtsieger in seiner Klasse.

Insgesamt also eine positive Resonanz nach 5 Jahren Bauzeit mit 52.672 verkauften Exemplaren über alle Modelle. Probleme gab es natürlich auch, dies wie bei fast allen Modellen und ihren Herstellern dieser Zeit – Rost und der Benzinverbrauch war damals erheblich mehr als heute.

Nochmals besser kam es dann mit seinem Nachfolger, der Mercedes-Benz Baureihe 116 (1972-1980) die sich erstmals S-Klasse nennen durfte. 1974 wurde der Mercedes-Benz 450 SE/SEL erstmals zum „Auto des Jahres“  gewählt und die Zeitschrift auto motor und sport bezeichnete den 450 SEL 6.9 im Jahr 1975 sogar als „Das Beste Auto der Welt“.

Mercedes-Benz 300 SEL (W 109) Poster by Art Heroes

300 SEL 6.8 „Rote Sau“ technische Daten
Hersteller: Mercedes Benz
Type: 300 SEL 6.8 „Rote Sau“
Fahrzeug: ID???
Bauzeit: 1967-1971
Lenkung: Linkslenker
Exterieur: Rot „Rote Sau“
Interieur: Leder Schwarz
Motor: V8-Motor
Hubraum 6.3 Liter: erhöht auf 6.835 ccm
Leistung: 315 kW / 428 PS
Drehmoment: 620 Newtonmeter
Höchstgeschwindigkeit: ca. 265 km/h
Beschleunigung (0–100 km/h): ca. 6,1 Sekunden
Radstand: 2865 mm
Abmessungen (L/B/H): 5000 x 1810 x 1420 mm
Tankinhalt: 105 Liter
Fahrwerk: Verstärktes Fahrwerk für den Rennsport
Reifen/Felgen: Breite Magnesiumräder für Rennsport (vorn: 10 x 15 Zoll, hinten: 12 x 15 Zoll)
Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe
Leergewicht: 1.635 kg
Stückzahl: Unikat/Einzelstück
Umbau 1971: AMG
Replicas: Arthur Bechtel Classic Motors u.v.a.m. (Nachbau von Mercedes-AMG 2006)
mit Serienmotor mit 6,3 Litern Hubraum und 250 PS.
Preis 2021: 339.150 Euro
RM Sotheby’s Paris 2020: Lot 148 für 1969 Mercedes-Benz 300 SEL 6.8 AMG ‚Red Pig‘ Replica
Auktionspreis €432,500 EUR.

Nach Wiederaufbau wurde der AMG 6,8 l nochmals bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring eingesetzt, dann an den französischen Rüstungskonzern Matra verkauft für Versuchsanordnungen und Entwicklung von Flugzeugreifen. Später zu Beginn der 90er Jahre mutmaßlich verschrottet.

Mercedes-Benz W 109 300 SEL Poster by Art Heroes

Modellvarianten des W 109
300 SEL (2.8)
300 SEL
300 SEL 3.5
300 SEL 4.5 (US-Version)
300 SEL 6.3
Desinger dieser Modelle war Franzose Paul Bracq, wie auch vom
Mercedes-Benz 600 W 100 (1964–1981)
Mercedes-Benz Pagode W 113 (1963–1971)
Mercedes-Benz W 108 (1965–1972)
Mercedes-Benz /8 (W 114 / W 115) 1967–1976

Hier ca. 45 unbearbeitete Bilder u.a. von einem blauen Mercedes-Benz W 109 300 SEL 6.3 und weiteren Motorisierungen bei den 300 SEL Modellen.

Mercedes-Benz 300 SEL W 109 in Film und Fernsehen
Gleich vorab, für eine herausragende Filmrolle wurde der W 109 von der Filmindustrie nie geordert bzw. eingesetzt, allerdings dass er bei Jay Leno’s Garage als 6.3 Liter mehrmals gezeigt und vorgeführt wurde und das bis heute 2025, ehrt ihn geradezu wieder. Ansonsten taucht der 300 SEL in ganz Europa und den USA in diversen Filmen und Serien auf und natürlich gerne in deutschen Krimiserien wie „Der Alte“, „Tatort – Man stirbt nur zweimal“ usw. usw. Insgesamt wurde der W 109 bis dato ca. 150 mal eingesetzt.
Stand: Juli 2025

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